Little Horror Story ♥

Jewel lief mit zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen durch die zerfallene Stadt. Sie hörte das Scharren der schleifenden, schweren Schritte der Toten, Zombies, wie sie sie gerne nannte. Das schwarze Haar zusammen gebunden und das Samuraischwert über die Schulter gelegt drehte sie den Kopf und ortete das Geräusch, um ihre Opfer zu finden. Sie war der letzte Überlebende, zumindest dachte sie das, und sie wollte auf keinen Fall einer dieser aasfressenden Zombies werden, die sich von verfaultem Tierfleisch, ganz besonders von Gehirnen ernährten. Auch die Tiere dieses postapokalyptischen Zeitalters waren nichtmehr die selben wie früher. Mutanten - und aufs töten aus. Sie dürsteten allesamt nach Blut, auch die menschlichen Mutanten, die noch nicht zu Zombies geworden waren. Sie hob das Schwert lautlos von ihrer Schulter und drückte sich mit dem Rücken an eine kalte, feuchte Steinmauer, dann drehte sie den Kopf zur Seite und starrte auf die Lichtung. Da war ja schon einer. "Ich dreckigen..." knurrte sie, schnellte nach vorn und zielte auf die Menschengestalt. Der Zombie sog die Luft ein und drehte den zerfetzt wirkenden Kopf zu dem Geruch, dann riss er den schwarzen Mund auf und fauchte. Ein schreckliches Geräusch.
Jewel blinzelte nicht und enthauptete den bereits verwesenen lebenden Toten, dann kickte sie den Kopf mit einem Fuß ein paar Meter weg und stieß den Körper mit dem Schwert an. "Abartig." Blinzelt hob sie den Blick wieder, starrte in die von Rauch und Krankheit geschwärzte Luft in dieser schwarz-weiß wirkenden Welt. Stille war nun das einzigste was sie hörte. Sie steckte ihr Schwert zurück und zog ein kleineres Messer, mit dem sie sich in den Unterarm schnitt, um weitere Zombies mit dem Geruch anzulocken. Heute Nacht wollte sie mal mehr als 3 Stunden am Stück schlafen, also sollte sie jetzt möglichst alle Zombies im Umkreis töten. Das Blut tropfte auf den Boden und ihre zahlreichen Narben glänzten in dem Grauen Licht.

Langsam schlich Akaya durch die schon zerfallene Stadt. Die ständig röhrenden Zombies gingen ihm langsam ganz schön auf die Nerven. Wie war er überhaupt nochmal hier hergekommen? Egal, Hauptsache er konnte endlich hier abhauen. Zwar mochte er es, jemandem den Kopf abzuschlagen, doch es machte keinen Spaß, wenn dieser jemand danach nicht in einer Blutlache auf dem Boden zappeln und zucken würde und dann schließlich elendig verreckte. Wieder kam einer dieser Untoten Toten auf ihn zu. Doch anstatt ihm den Kopf zu abzuschlagen, lief Akaya nur schneller weiter und ignorierte ihn sonst voll und ganz. So, wie die Kreaturen alle schlurften und hinkten konnten sie ihn eh nicht einholen, und Akaya hatte scharfe Augen, also konnte auch niemand von vorne auf ihn zukommen, er wich einfach aus. Hat diese Stadt denn gar kein Ende?
Vor sich sah er plötzlich ein Mädchen sich mit ein paar dieser minderwärtigen, abscheulichen, nervenden, röhrenden... naja, Kreaturen herumschlagen, und wenn diese... Kreaturen ihm nicht andauernd nachlaufen würden, hätte Akaya sich jetzt irgendwo versteckt und das Mädchen beobachtet. Da er das aber nicht konnte, da die Viecher bereits hinter ihm waren, lief er einfach weiter, an dem Mädchen und den von ihr abgelenkten Zombies vorbei, als würde er sie gar nicht sehen. Ein paar hinter ihm wandten sich ebenfalls den Mädchen zu, die anderen schlurften immer noch hinter ihm her.

Jewel schlug schon einem zweiten Zombie den Kopf ab, als sie unter den schlurfenden, schweren Schritten schnellere, feste Schritte vernahm. Sie hob den Kopf und starrte mit den blau funkelnden Augen in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Ein Fremder lief auf sie zu, gefolgt von einem Pack Zombies, die fast alle zu ihr stolperten. Sie blinzelte, wollte den Typen genauer ansehen, jedoch musste sie sich etwas mehr auf die Zombies konzentrieren. Sie schwang das Schwert, wobei Blut aus ihrem Arm spritze und die Gestalten, die ihr zu nahe waren, bedeckte. Selbst einem Kind schlug sie erbarmungslos den Kopf ab, der ein Stück über den Boden kullerte und dann stehen blieb. Mit einem Keuchen trat sie fest gegen den verwesten Brustkorb eines "Mannes", der schwankte und auf den Boden donnerte. Während sie einem anderen den Arm abschnitt, zerschmetterte sie mit dem Fuß die bereits leicht zerschplitterten Knochen des am Boden liegendens.
Mit einem wütenden Knurren tötete, nein, setzte sie auch den letzten ausser Gefecht, dann hob sie einen der Köpfe an den Haaren auf und schleuderte ihn dem Typ hinterher. "Verdammt! Bleib stehen!" brüllte sie wutentbrannt. "Verdammte Scheiße, da meint man, man ist die letzte, trifft einen anderen und der haut einfach ab, dieser Trottel!"

Akaya hörte hinter sich, wie das Mädchen weiterkämpfte, wie ihr Schwert das Fleisch der Kreaturen durchschnitt und schließlich, wie ihre Knochen zersplitterten. Vor ihm waren nur noch wenige Zombies, alle anderen waren wahrscheinlich tiefer in der Stadt oder schon alle abgeschlachtet. Plötzlich flog ein Kopf direkt neben seinem Vorbei und die toten Augen starrten ihn für weniger als eine Sekunde an, bis der Kopf gegen eine Hauswand knallte und auf dem Boden liegen blieb. Akaya blieb stehen und drehte sich um. Zweifelsohne hatte das Mädchen ihn geworfen. Er hob den Kopf an den Haaren hoch, drehte das Gesicht zu dem Mädchen und rief zurück: ,,Weißt du nicht, dass es unhöflich ist, mit Köpfen zu werfen?" Angewidert ließ er den Kopf wieder fallen und wischte seine Hände an seinem Mantel ab. Er merkte kaum, wie ein Zombie von hinten an ihn heranschlich. Im letzten Moment hörte Akaya seine schlürfenden Schritte und wich zur Seite aus, gerade, als der Zombie ihn packen wollte. Er stolperte an ihm vorbei und Akaya fischte ein Dolch aus seinem Umhang heraus, stach dem Zombie damit in den Rücken. Dieser glitt fast sofort zu Boden, 'tot' war er jedoch noch nicht, wenn man das so sagen konnte. Akaya schlitzte ihm mit einer einzigen Bewegung den Rest seines Rückens auf. Der Gestank der verwesenden Innereien haute ihn fast um, dennoch stocherte er mit dem Dolch weiter in dem toten Leib herum, bis er fand, was er suchte, und keine Knochen ihm mehr den Weg versperrten. Aus seinem Mantel holte er einen Glasbehälter, schraubte den Deckel auf und fischte damit dieses Ding aus dem Leib heraus. Er schraubte den Behälter wieder zu und steckte ihn zurück in den Mantel. Dann fiel ihm ein, dass da ja immer noch das Mädchen war, welches ihn hinterhergebrüllt hatte. Ein wenig blass gab er der bewegungslosen Leiche einen Tritt in die Seite, dann drehte er sich um. Er hätte vorsichtiger sein müssen, aber jetzt war es zu spät. Wahrscheinlich hatte sie die ganze Zeit zugesehen.

Jewel knirschte mit den Zähnen, das Schwert immernoch fest in der Hand. Sie starrte nach vorn, zu dem Fremden, beobachtete seine Art zu töten. Er schien wohl nicht so auf das Köpfe-Rollen zu stehen, ausserdem schien er etwas zu suchen. Sie versuchte die Wut unter zu schlucken, was ihr halbwegs gelang, immerhin hielt sie eine ganze Weile den Mund und beobachtete den Typen stumm. Warum sie wütend war wusste sie selbst nicht, warscheinlich weil der Kerl sowas von ignorant war und sie einfach stehen ließ, obwohl sie dachte, dass sie die einzigste Überlebende gewesen wäre. Das ständige Gerede mit den vermoderten Köpfen oder den Schädel war ja auch etwas einseitig und von lebenden Zombies kam immer nur Ächsen und Stöhnen und der Versuch zu töten als Antwort. Als der Fremde etwas aus den Gedärmen des Zombies heraus fischte, runzelte Jewel die Stirn, als er sich aufrichtete, packte sie den Kopf des Zombiekindes an den Haaren und trat einige Schritte auf den lebenden Kerl zu. "Was hast du da getan?" fragte sie und gestikulierte mit der Hand, wobei etwas Blut auf seinen Mantel spritze und das Auge des Kindes sich aus der Augenhöhle löste. Jewel stieß es mit dem Fuß fort, behielt den Kopf aber weiterhin in der Hand. Sie hatte eine Vorliebe für Köpfe, war wohl psychologisch veranlagt, oder sie war einfach eine Liebhaberin eines brutalen Todes.
Nun konnte sie den Fremden genauer sehen, er sah erstaunlich gut aus, hatte weniger sichtbare Narben als sie, wobei sie ja auch nur eine knappe, kurze Hose und ein bauchfreies Top trug, und somit ihre riesigen Narben fast schon zur Schau stellte. Mit einem Schnauben steckte sie das Schwert zurück und hob das Kinn leicht. "Seltsame Augen... Ob er eine Art Mutant ist? Nein, kann nicht sein..." Als der Typ sich umdrehte und den Anschein machte, dass er wieder verschwinden wollte, knurrte Jewel, griff nach einer der schweren Eisenketten, die sie immer um ihr Bein oder ihren Bauch gewickelt bei sich trug. Sie wog die Kette in ihrer Hand ab, dann warf sie sie nach vorn, ein Ende weiterhin in der Hand, sodass sich das andere Ende um den Hals des Typen wickelte. Sie zog an der schweren Kette, sodass er sich umdrehen musste, dann zog sie ihn mit einem Ruck an sich, löste die Kette, schwang sie wieder, sodass sie sich um ihre Hüfte wickelte, dann starrte sie den Kerl, der nun ein paar Zentimeter vor ihr stand, durchdringend an.

Akaya würgte kurz vor Schreck, als er die Eisenkette um den Hals spürte, da wurde er auch schon herumgerissen und starrte dem Mädchen nun direkt in die Augen. Sein Hals schmerzte von dem Ruck, doch das kümmerte ihn nicht weiter. War er nun vorher schon etwas sauer wegen seinem Umhang gewesen, so war er jetzt wirklich wütend. Beherrsch dich! Fuhr er sich selbst an, dann knirschte er mit den Zähnen. Was fällt ihr überhaupt ein? Auf ihre Frage wollte er nicht antworten, aber er wusste, dass sie jetzt eine Antwort verlangte. Es war ja nicht so, dass er Angst vor ihr hatte, sonst hatte jeder immer aufgrund seiner Augen Angst vor IHM gehabt. Da das bei dem Mädchen jedoch nicht der Fall war, wurde Akaya misstrauisch. ,,Für schlechte Zeiten.", antwortete er deshalb knapp. Und jetzt hör auf zu fragen, das geht dich nämlich nichts an!
Ihm vielen die vielen Narben an ihrem Körper auf. Anscheinend mag sie das Kämpfen. Vielleicht lässt sie sich ja auf ein Duell ein? Er schlug sich den Gedanken schnell aus dem Kopf. Dafür sieht sie zu gut aus. Ich möchte sie ja nicht gleich zerstückeln. Ein leichtes Grinsen schob sich auf sein Gesicht, doch es verschwand recht schnell wieder.

Jewel schnaubte bei seinem Blick nur abschätzig und musterte ihn misstrauisch. Er schien ebenfalls nachzudenken, worüber konnte sie nicht sagen, da sie es ihm nicht ansah. Als er ihr endlich eine knappe Antwort gab, öffnete sie den Mund, sagte jedoch nichts und schloss ihn nach ein paar Herzschlägen wieder. Sie straffte die Schultern, hob mit einem Ruck das Kinn und kniff ein Auge leicht zusammen. Für sie sah der Fremde wie aus einer anderen Welt aus, hatte vornehme Klamotten an, unbeschädigte Haut und klare, wenn auch seltsame Augen, fast wie ein Adliger von einem anderen Kontinent von früher. Mit weiterhin misstrauischem Blick trat sie einen Schritt zurück, drehte den Kopf zur Seite und sah in die trübe Luft. "Hah, schlechte Zeiten." zischte sie und drehte den Kopf erneut. Ihre Art zu reden unterschied sich ebenfalls von seiner, in einer Weise, die sie sich jetzt nicht erklären konnte. Sie griff wieder nach der Kette, wickelte ein Ende um ihr Handgelenk und ließ den anderen Teil um ihre Hüfte baumeln, dann drehte sie sich schwungvoll um. "Man sieht sich. Lass dich nicht umbringen." meinte sie nurnoch kühl und mit einem leichten Knurren in der Stimme, dann ging sie mit schnellen Schritten. Sie bog in die nächste Gasse ein, schleifte die Kette hinter sich her und wühlte sich mit der freien Hand in den dunklen Haaren, dann bog sie wieder ab und erreichte ihr Ziel. Ein paar verwahrloste Ruinen. Sie donnerte die Kette gegen eine Mauer, dann starrte sie auf ihren Unterarm und die Wunde, die sich sich vorhin zugefügt hatte. Die Wunde war größer als sonst, blutete weiterhin stark und betäubte ihren Arm leicht. "Scheiße..." murmelte sie gereizt, ließ die Eisenkette auf den Boden fallen und drückte ihre nun freie Handfläche auf die klaffende Wunde.

Ein wenig verwirrt und immer noch gereizt starrte Akaya dem Mädchen hinterher. ,,Was sollte das denn jetzt? Jetzt geht sie einfach?Ein wenig entrüstet lief er ihr nach. So einfach würde sie ihm jetzt nicht davonkommen. Er folgte dem rasselndem Geräusch ihrer Kette in die dunkle Gasse. Weiter vorne konnte er sie noch sehen, bis sie wieder abbog. Akaya verlangsamte seine Schritte und hörte die Kette leiser werden, dann hielt es an. Er bog ebenfalls ab und sah das Mädchen an einer verlassenen Ruine stehen. Und was will sie hier? Er hörte sie etwas murmeln, während sie sich den Arm hielt. Fast sofort stach Akaya der Geruch von Blut in die Nase. Das also. Er hörte seine Schritte selbst kaum, als er weiter von hinten auf sie zuging. Ob sie ihn bemerkte oder nicht war ihm egal. Als er hinter ihr war, packte er ihren Arm, darauf bedacht, nicht die Wunde zu berühren, und sah ihn sich an. Es sah schlimm aus und der Geruch nach Blut raubte ihm fast den Verstand. Bald schaffte er es nicht mehr, sich zurückzuhalten. Er tippte mit der Fingerspitze vorsichtig auf die Wunde, ließ den Arm los und leckte das Blut von seiner Hand ab. Im Moment war es ihm so ziemlich egal, was das Mädchen nun von ihm hielt, er war nicht mehr wütend auf sie und jetzt waren sie - seiner Meinung nach - quitt. Das Blut auf seinem Mantel ignorierte er nun völlig.

Jewel knurrte, starrte auf den Boden, auf dem sich eine kleine Blutlache von dem heruntertropfendem Blut gebildet hatte. Das sich jemand näherte merkte sie nicht, sie konzentrierte sich auch nicht darauf, ausserdem hätte sie einen Zombie in sekundenschnelle umgebracht. Als jemand nach ihrem Arm griff, hob sie den wilden Blick, bemerkte aber sofort, dass es kein Untoter sein konnte - dafür war der Griff zu fest und die Schritte zu leise, ausserdem konnten Zombies einfach nicht das Maul halten. Sie atmete lautlos ein und aus, starrte den Kerl von eben an, der sich ihre Wunde genau ansah und sie schließlich antippte. Sie zog ihren Arm zurück, zeigte, ähnlich wie eine Katze, leicht die Zähne und kniff die Augen wieder zusammen. Als er das Blut kostete, trat sie einen Schritt zurück, ließ ihren Arm locker und bedeckte ihre Hüfte ausversehen mit ihrem rot leuchtendem Blut. "Du bist krank." meinte sie nur, schnellte nach vorn und nagelte ihn am Boden fest. Nun tropfte das Blut ungehindert aus íhrem Arm, während sie seine Arme mit den Knien fixierte und sich mit dem Oberkörper auf seinen lehnte. "Was bist du!?"

Akayiff die Augen zu Schlitzen. Plötzlich wurde er von dem Mädchen heruntergerissen, auf dem Boden sah er sie eine ganze Weile lang an. ,,Danke für dein Kompliment.", sprach er sarkastisch. Er beobachtete interessiert das Blut, das schnell aus ihrem Arm troff. Venenverletzung. Eigentlich nicht lebensgefährlich, aber wenn sie sich nicht darum kümmerte, konnte er selbst für nichts garantieren. Auf ihre Frage, was er sei, antwortete er nicht, und diesmal würde er es auch nicht tun.
,,Ich könnte dir helfen.", sagte er stattdessen, mit einem Blick auf ihren Arm. ,,Aber irgendwie komme ich grad nicht an die Sachen, die ich dafür brauche." Er wackelte mit den Fingerspitzen, damit sie merkte, dass er gerne wieder die Arme frei hätte. Weiter sprach er nicht, beobachtete stattdessen das Mädchen genau und forderte sie mit seinem Blick auf, endlich von ihm runter zu gehen. Es würde ja doch nichts ändern, wenn sie ihn die ganze Zeit festhielt, irgendwann würde sie soviel Blut verloren haben, dass ihr schwindelig würde. Sie würde auf den Boden stürzen und jammern, und wenn Akaya ihr dann immer noch nicht helfen würde, würde sie elendig verbluten. Schade eigentlich.

Jewel's Atem rasselte leicht, als sie den Kerl weiterhin anstarrte. Sie versuchte, ihren Arm zu ignorieren, was jedoch nicht klappte, da dieser unaufhörlich blutete und ihr das warme Blut den gesamten Unterarm hinunterlief. Sie war weiterhin misstrauisch, als er sie stumm dazu aufforderte, ihn los zu lassen. Ihre langen Haare hingen über hirer Schulter und fielen auf den Boden, als sie den Kopf leicht nach unten neigte, die Augen kurz weit öffnete und keuchte, dann fasste sie sich wieder, ließ den Kerl widerwillig los und drückte sich nach oben. Sie musste sich an der Mauer abstürzen, biss jedoch die Zähne zusammen und hoffte, das man ihr nichts ansah. "Nein. Danke. Ich komm gut alleine zurecht." knurrte sie, presste ihre Handfläche wieder auf die Wunde und stieß einen leisen Schmerzenslaut aus, bevor sie an der Wand hinunter rutschte und auf dem Boden landete. Sie tastete an ihrem Gürtel nach einer Nadel, wurde fündig und klemmte sich die lange Nadel zwischen die Zähne, dann suhte sie nach Faden. Auch den fand sie, versuchte, den Faden einzufädeln, was ihr jedoch nicht gelang. Es war klar, was sie vorhatte. Sie wollte die Wunde einfach zunähen, sowie sie es mit den anderen auch gemacht hatte, am auffälligsten die tiefe Narbe an ihrer Hüfte. Frustriert schnaubte sie, ließ den Kopf zurückfallen und starrte Akaya an. "Verpiss dich end-" Sie brachte ihre Worte nicht zuende, sondern fiel leicht nach vorne, stützte sich mit einer Hand jedoch am Boden ab, um nicht vornüber zu kippen.

Akaya stand seufzend auf und sah dem Mädchen eine ganze Weile zu. ,,Die Wunde schließt du vielleicht damit, aber es hilft nichts, wenn sie von innen verwest.", riet er ihr. ,,Irgendwann wirst du dann genauso enden wie die da-" Er zeigte auf eine junge Frau, eine dieser Kreaturen, die noch ''überlebt'' hatte und auf sie zugetaumelt kam. Doch anstatt sie zu erledigen, wartete Akaya und holte aus seinem Mantel eine kleine Flasche raus. Er stellte sie vor dem Mädchen ab. Er erwartete nicht, dass sie sein 'Geschenk' annahm, aber wenn sie überleben wollte, blieb ihr wohl keine andere Wahl.
Er schaute wieder zu der Zombiedame. Weit ist die ja nicht gekommen. Das Röhren ging ihm auf die Nerven. Solange sie beschäftigt ist... Er kramte aus seinem Mantel erneut den Dolch. Mehr haben diese Kreaturen echt nicht verdient. Sie war zwar noch ein paar Meter weit weg, dennoch warf Akaya den Dolch einfach in ihre Richtung. Er traf sein Ziel - und wie er traf. Das Monster stürzte auf den Boden, röhrte noch einmal, dann nichts mehr. Toll. Er ging zu ihr hin, stieß sie mit dem Fuß zur Seite, sodass er den Dolch wieder an sich nehmen konnte. Wie schon vorhin stocherte er in dem verwesenden Fleisch herum und holte währenddessen aus seinem Mantel denselben Glasbehälter wie vorhin heraus. Er arbeitete mit dem Rücken weg von dem Mädchen, sodass sie nichts sehen konnte. Ob sie mittlerweile auf mich gehört hat? Er steckte was er suchte in den Behälter, steckte ihn wieder in den Mantel und vergewisserte sich, ob sie ihre Wunde gesäubert hat.

Jewel versuchte, seine Worte zu ignorieren, wusste jedoch, dass er recht hatte. Als er etwas vor ihr abstellte, hob sie leicht den Kopf, biss sich fest auf die Lippe und nahm die kleine Flasche. Sie schraubte den Deckel ab und roch daran, um sicher zu gehen, dass der Kerl ihr kein Gift gab, jedoch konnte sie das innere nicht definieren und kippte den Inhalt deshalb einfach auf einen Stoffetzen, den sie anschließend auf ihren Arm drückte. "Ich sag dir-" keuchte sie "Wenn du versuchst mich umzubringen... bist du tot." zwar wusste sie, dass sie im Moment nicht viel ausrichten konnte, jedoch war ihr es egal und sie vertraute auf ihr gefährlich wirkendes Äusseres. Sie merkte, dass er wieder irgendetwas mit dem Zombiekörper anstellte, kümmerte sich jedoch nicht darum, sondern konzentrierte sich auf sich. Mit dem Fuß stieß sie ihre Eisenkette an und wollte danach greifen, jedoch war sie im Moment zu schwach und zu gedemütigt, sodass sie es einfach sein ließ und den Kerl anstarrte.

Akaya nickte, als er sah, dass sie die Flasche genommen hatte. ,,Wenn ich dich töten wollte, hätte ich dir nicht geholfen.", antwortete er ruhig und ging zu ihr zurück. Sie ist zu schwach. Er sah sich um und lief durch die Ruinen. Wenn wir Glück haben, dann ist hier irgendwo... Leises Wasserrauschen riss ihn aus seinen Gedanken. Bingo! Ein kleiner Fluss durchschnitt die Landschaft hinter den Ruinen. Akaya holte beim hingehen aus seinem Mantel eine kleine leere Glasflasche. am Fluss kniete er sich hin und füllte die Flasche mit dem klaren Wasser. Dabei merkte er erst, wie durstig er selbst war. Er tauchte seine Hand in das Wasser, als ihn etwas am Arm packte und ihn ins Wasser ziehen wollte. Akaya taumelte. ,,Scheiße! Lass los!", rief er und riss seinen Arm aus der Umklammerung der leichenblassen Hand. Er hastete ein paar Schritte vom Wasser weg und starrte in den Fluss. Relativ schnell stellte er fest, dass das kein Lebewesen war.
Im Wasser, überall im Fluss schwammen blasse, tote Leichen. Jetzt rührte sich keine mehr, doch die, die ihn gepackt hatte, starrte ihn durchdringend mit ihren toten, kalten Augen an. Akaya funkelte zurück und hielt sich den Arm. Sein Atem ging schnell, dennoch hatte er sich schnell wieder gefasst und lief hastig zurück zu dem Mädchen. ,,Diese Stadt ist verflucht!", fuhr er sie an. ,,Was ist hier überhaupt passiert? Gibt es hier überhaupt keinen Ausweg mehr, oder was?!?" Völlig aufgelöst warf er ihr die Wasserflasche vor die Füße und ließ sich an einer Mauer zu Boden gleiten.

Jewel seufzte und schaute Akaya kurz hinterher, bevor sie das Tuch von ihrem Arm nahm und sich die Wunde ansah. Sie war sauber, frei von irgendwelchen Bakterien oder von Schmutz, ausserdem blutete sie weniger. Akaya's Schrei ließ sie aufhorchen und sie hob den Kopf, griff instinktiv nach ihrem Messer, doch wenige Herzschläge später konnte sie ihn wieder sehen. Sie folgte ihm mit dem Blick, als er sich ein Stück neben sie an die Mauer lehnte, dann griff sie nach der Wasserflasche, starrte auf den Inhalt und trank dann ein paar Schlucke. "Heulsuse..." grinste sie und stellte die Flasche wieder ab. "Irgendein Virus... hat alle umgebracht." meinte sie, dann nahm sie wieder die Nadel, setzte sich in den Schneidersitz und legte ihren Arm in ihren Schoss. Sie biss ein Stück Faden ab, fädelte íhn in die Nadel und hielt ihn mit den Zähnen fest, dann stach sie sich in die Haut und began, die Wunde zuzunähen. Sie ging dabei nicht sehr sorgsam um, stach ab und zu zu tief in ihr Fleisch und zischte einmal, als der Schmerz sie durchzuckte. Als die Wunde zur Hälfte zuwar, keuchte sie und hielt kurz inne.

Akaya stöhnte, als er die Bemerkung des Mädchens hörte. Nur weil man sich erschrocken hat... Er sah zu ihr. ,,Und wie kommt es, dass du noch lebst?" Vielleicht lebst sie ja nicht, und sie ist nur die einzigste Kreatur die noch klar denken kann... Er beobachtete eine ganze Weile die Bewegungen ihrer Hand beim Zunähen der Wunde. Also so geht das ja nicht... Aber er half ihr diesmal nicht, das würde sie ihm nicht danken. Als sie kurz stoppte, war die Wunde erst zur Hälfte zugenäht. Akaya überlegte noch eine Weile, dann tippte er mit dem Finger wieder kurz die Wunde an, die Blutung war nun aber schon fast vollständig gestillt. Egal. Er grinste das Mädchen noch kurz an, dann ließ er sich weiter sinken, bis er auf dem Boden lag. Weiter kommen wir hier erstmal nicht. Hier ist es sicher und wir müssen eh warten, bis sie sich erholt hat. Eigentlich könnte man auch einen Verband machen, dann können wir schneller los...

Jewel drehte die Nadel kurz, bevor sie antwortete. "Ich bring eben die um, die mich töten wolln." meinte sie nur und runzelte dann die Stirn. Als er ihre Wunde antippte, zuckte sie kurz zusammen und starrte ihn an. "Was soll das!? Könntest du das mal lassen!?" zischte sie und biss sich anschließend auf die Zunge. Der Kerl war seltsam, wieso wartete er überhaupt? Und wieso war er so unversehrt? Naja im gegensatz zu ihr schien er sich ja nicht bereitwillig aufzuschlitzen. Sie vernähte sie Wunde nun ganz, riss den Faden am Ende ab und knotete ihn zusammen, dann griff sie nach der rostigen Eisenkette und wickelte sie um ihren anderen Arm. "Wieso zur Hölle wartest du? Und worauf?!" Seinen Namen wusste Jewel immernochnicht, es interessierte sie aber auch reichlich wenig, immerhin schien der Kerl sich auch nicht für ihren zu interessieren. "Da trifft man einen Menschen und der entpuppt sich als Idiot." murmelte sie vor sich hin und hievte sich hoch. "Alles beschissen hier. Kann man nichtmal menschlichen Bedürfnissen nachgehen, meine Fresse." Genervt trat sie gegen einen Stein, wobei die Kette rasselte, dann hob sie den Kopf und starrte zu dem nächsten Haus, auf dessen Dach eine seltsame, krähenähnliche Kreatur saß, die aber sofort wegflog.

Akaya stand ebenfalls auf und stemmte die Hände in die Hüfte. ,,Mal sehen, ich werde es jetzt lassen, da die wunde eh zu ist, ich warte, weil du vielleicht weißt, wie man aus dieser Stadt rauskommt und wenn du mich für einen Idioten hältst, bitte." Er wandte den Blick um. ,,Immerhin hab' ich dir geholfen. Du bist mir was schuldig." Er seufzte. ,,Ich verlange nicht viel, nur aus dieser Stadt hier rauszukommen. Und ich denke, du kannst mir helfen." Jedenfalls hoffe ich das... Die Kreatur auf dem Dach bemerkte er nicht, er sammelte lediglich die beiden leeren Flaschen vom Boden auf und steckte sie in den Mantel, dann betrachtete er genau den Arm des Mädchens. Ob das reicht...? Naja, ihr reicht es vielleicht schon.

Jewel neigte den Kopf ein Stück nach vorn. "Ich weiß, wie man hier rauskommt." stimmte sie zu und sah in den Himmel. "Aber... was willst du da draussen? Der Norden ist zerstört, im Süden brennt die Luft förmlich... Richtung Osten ist das Meer, du kannst nur nach Westen, und dort... Naja, da sind die ganzen Leichen." Sie blinzelte, trat ein paar Schritte auf ihn zu und öffnete den Mund wieder leicht. "Uhm... Hast du eine Ahnung..." langsam wurde ihre weiche Stimme lauter und wütender. "Wie lange ich in diesem DRECKSLOCH alleine war!? Und jetzt kommst du hergetänzelt und willst sofort wieder weg!?" Sie hob den verletzen Arm und drückte den Zeigefinger an seine Brust. "Gut, du Neunmalklug, ich bring dich raus, aber du hast mich dann ewig an der Backe hängen, ich hab nämlich sowas von keinen Bock mich wieder mit Köpfen zu unterhalten." Schnaubend wand sie sich ab und schlug eine Richtung ein, ihr Gang war elegant und stolz wie immer. "Meine Güte ich hab keine Ahnung mehr wie es ist, Mensch zu sein."

Akaya nickte bloß. Seinetwegen sollte sie mitkommen, jedenfalls nur so lange, bis sie andere Menschen treffen würden. Dann würde er sie dort lassen, es brachte nichts, wenn sie ihm bis ans Lebensende lang hinterherrannte. Aber egal, sie kannte den Weg raus aus diesem... 'Drecksloch'. Was regt sie sich eigentlich so auf? Wenn sie den Weg kennt, warum ist sie denn nie gegangen? Aber gut für mich, dass sie es nicht ist. Ihren Namen kannte er immer noch nicht, aber er brauchte ihn auch nicht. Die Augen und Ohren gespitzt, ob nicht irgendwo Zombies in der Nähe waren, lief er ihr nach.

Hikari saß versteckt in den Schatten einer Mauer. Sie zitterte schrecklich vor Angst. Sie schaute sich ängstlich um. Überall lagen tote Menschen. Sie wimmerte und weinte. Ihre Eltern hatte sie verloren und und nun war sie allein. Ihre langen Haare waren zerzaust und staubig. Sie schaute mit vor Angst weit aufgerissenen Augen über die Leichen hin weg. "Was soll ich tun? Was soll ich tun?" murmelte sie sie schaukelte vor und zurück. Sie wimmerte nun laut. Sie hatte seit Tagen nichts gegessen und hatte sich nicht von der Stelle bewegt.

Jewel redete wie gewohnt mit sich selbst, als wäre Akaya garnicht da. Ab und zu blieb sie stehen, sah sich um und ging dann weiter. Es dauerte nicht lange, da waren sie auch schon aus der Stadt draussen. Am Stadtrand blieb sie wieder stehen, zog ihr Messer und griff blitzschnell nach der Hand der Typen, der ihr folgte. Sie schnitt ihm in den Finger, gerade tief genug, dass sich ein Blutstropfen bildete, dann drückte sie seine Hand an die Mauer und hob sie dann vor ihr Gesicht. Sie sah sich den Blutstropfen an, schüttelte dann den Kopf und wand sich zum gehen. Das Blut würde die Zombies lange genug verwirren, dass sie und der Fremde ausser Sichtweite gehen konnten, sodass diese Biester nichtmehr folgen konnten - und da Jewel noch immer nach Blut roch war es besser, einen fremden Blutgeruch zu streuen. Sie lief eine Weile ohne ein Wort zu sagen, die ersten Leichen tauchten schon auf und bald musste man schon dauernd die Richtung ändern, um die matschigen Körper nicht zu treffen. Jewel beugte sich zu einem Kinderkörper herunter, unbewusst, dass ein lebendes Mädchen nur einen Steinwurf entfernt war. Ihre zahlreichen Ketten und Waffen rasselten, als sie sich hinkniete und beide Hände seitlich an den Kopf der Leiche legte und sie anschließend anhob. Der Kopf hielt noch am Körper und Jewel schaute in die Augen des toten Jungen. "Mh... Warst wohl nicht so schlau..." flüsterte sie und verharrte in dieser Position. Das der kerl immernoch hinter ihr war hatte sie vergessen.

Akaya zuckte mit keiner Wimper, als sie ihm in den Finger schnitt. Auch den Tropfen von seinem Blut an der Wand ignorierte er, stattdessen beobachtete er eine Weile fasziniert seinen Finger, bis er ihn in den Mund steckte und zufrieden hinter dem Mädchen hinterherlief. Selbst als er wieder die röhrenden und schniefenden Stimmen hörte, blieb seine Laune perfekt. Er wich ihnen aus und blieb hinter ihr stehen, beobachtete sie, wie sie den kleinen Jungen hochhob. Seine Faust schnellte hoch, als ein Zombie sich von hinten an ihn heranschlich, und traf ihn mitten im Gesicht. Plötzlich verfinsterte sich sein Gesicht und er sah auf seinen Finger. Toll. Kein Blut mehr. Er überlegte, ob er den Glasbehälter rausholen sollte, ließ es dann aber bleiben. Nur für den Notfall. Auf einmal hörte er ein leises Schluchzen. Noch einer? Wütend holte Akaya seinen Dolch aus dem Umhang und huschte um die Ecke, im richtigen Moment konnte er sich noch zurückhalten, den Dolch in das Mädchen zu schlagen. ,,Was?", stieß er erschrocken aus. Die Entfernung zwischen Mädchen und Dolch betrug ungefähr 7 Millimeter und Akaya machte nicht den Anschein, den Abstand zu vergrößern. Er starrte das Mädchen erschrocken an und ließ den Mund offen stehen.

Hikari schrie erschrocken auf. Sie schaute den Fremden ängstlich an. Sie zitterte am ganzen Körper. Ihr Atem ging schnell und ihre roten Augen hatte sie vor Schreck weit aufgerissen. Sie drückte sich weiter in die Ecke. Sie machte sich noch kleiner. "W... Wa... Was w... willst d... d... du?" stotterte sie geschockt. Sie schaute Akaya an und konnte sich nicht beruhigen. Ihr Atem wurde auf nicht langsamer. Ihr hingen ein paar Strähnen ihm Gesicht und Tränen rollten ihr über die Wange. Ihre Klamotten waren zerrissen und sie hatte überall Kratzer und Narben.