Vampire Tales

Da Dean offensichtlich nicht aufstehen und Jen Platz machen wollte, geschweige denn sie losließ, musste Jen einfach dort sitzenbleiben, wo sie war. Nach einer Weile übermannte aber auch sie die Müdigkeit und ohne es zu merken, ließ sie sich einfach neben Dean aufs Bett sinken und schlief ein. Der Dämon bekam davon nicht viel mit, denn auch, wenn er nicht schlief, döste er abwesend vor sich hin und bemerkte nicht, wie die Sonne aufging, wanderte und schließlich wieder hinterm Horizont unterging. Gegen Abend war Jen die erste, die wach wurde. Kein Wunder, wer ihren knurrenden Bauch nicht gehört hatte, musste Tomaten in den Ohren haben. Müde richtete sie sich auf.

Dean schlief durch, ohne sich wirklich viel zu bewegen. Die ganze Zeit über hatte er die Arme um Jen gelegt, bis die Sonne unterging und den Raum praktisch mit Licht flutete. Er ließ Jen los, legte sich die Arme übers Gesicht und schlief tatsächlich noch etwas weiter, wenn auch unruhiger. Jen's Bewegung ließ ihn dann wieder aufwachen und er richtete sich ebenfalls in eine sitzende Position auf. Ihm war garnicht aufgefallen, dass Jen neben ihm geschlafen hatte, geschweige denn, dass er sie die ganze Zeit über umklammert hatte. Ihr knurrender Bauch errinerte ihn dann erneut an seine Sucht und er schluckte, den Blick auf sie gerichtet. Schlief der Dämon noch? Vielleicht würde er nichts mitbekommen... Dean tippte Jen an, richtete den ernsten Blick auf sie und legte den Kopf leicht fragend schief.

Jen bemerkte die Bewegung und sah Dean in sein ernstes Gesicht. Ihr war klar was er wollte, doch warf sie noch einen letzten Blick auf den Dämonen, (dem sie nebenbei noch einen Namen geben wollte, um ihn nicht immer Dämon zu nennen) dann nickte sie leicht und kaum merklich. Ein wenig unfair fand sie es, dass Dean wegen ihr nicht hungern musste, sie aber, wegen Dean. Noch dazu so früh am Morgen, wo sie eigentlich noch gar nicht fit genug war, trotzdem ließ sie es mal zu. Dass der Dämon durch das Knurren wieder zu sich kam und nun vorsichtig durch ein Auge herüberlinste, merkte sie nicht.

Dean seufzte lautlos und ignorierte den Dämonen vollkommen. Er schlief bestimmt, warum auch nicht, so schnell wie er eingeschlafen war. Dean straffte die Schultern, öffnete leicht den Mund und konzentrierte sich kurz auf nichts, dann legte er seine Hände auf Jen's Schulter und legte sie wieder auf das Bett. Er beugte sich fast geräuschlos über sie, sah noch in ihre blauen Augen, dann senkte er den Kopf und biss ihr wie gewohnt in den Hals. Seine Wange strich leicht ihre und er konnte fast hören, wie die Splitter seiner Wange knackten, jedoch war er viel zu schnell dem Blutrausch verfallen und spannte wieder sämtliche Muskeln an. Mit zitternden Händen griff er Jen's Handgelenke, hielt sie fest und drückte sie leicht nach unten, sein goldener Blick schien wieder Feuer zu fangen.

Der Dämon verfolgte jedes einzelne Detail, das sich vor ihm abspielte. Er richtete sich im Bett auf, sagte aber nichts, sodass auch niemand mitbekommen sollte, dass er wach war. Am meisten verwunderte ihn, dass Jen auch noch - beinahe freiwillig, alles zuließ, was dieser gierige, unbarmherzige, skrupellose... ähm, Vampir, mit ihr machte. Tat das denn nicht weh? Also ihm jedenfalls schon, dachte er, während er sich mit der Hand über den Verband fuhr. Vielleicht besaß Dean ja irgendeine Kraft, womit Jen ihm hilflos ausgeliefert war? Wie auch immer, er konnte nicht länger zusehen. Geräuschlos stand er auf und verpasste Dean eine Ohrfeige.

Dean wurde von einem Schlag aus dem Blutrausch gerissen. Schlechter Fehler. Blitzartig hob er den Blick, starrte den Dämon an und ließ Jen los, dann richtete er sich auf. Was hatte der Dämon für ein Problem, dass er sich einmischte? Dean rümpfte die Nase, unfähig, auch nur ein Wort vor wirren Gedanken zu sagen. Er stieß den Dämon mit einiger Kraft weg, ohne sonderlich zu beachten, was er machte, dann richtete er seine Aufmerksamkeit zusammen mit dem Blick seiner verkleinerten Pupillen zurück auf Jen. Es dauerte einen Herzschlag, bis er sich gefasst hatte, jedoch hatte er noch nicht vor, aufzuhören, stattdessen funkelte er den Dämon an und beobachtete diesen kurz. "Misch dich nicht ein!" befahl er knurrend.

,,Dein Pech, denn das hab ich schon!", erwiderte der Dämon fauchend. Eine Bestie wie dieser Vampir hatte es eigentlich nicht mehr verdient, zu leben, aber leider war Jen ja noch da. Diese kam ein wenig hoch, aber nur soweit, wie es möglich war, denn Dean lag immer noch teilweise auf ihr drauf. ,,Ich weiß ja nicht, warum sie das ganze mitmacht, aber gesund sieht ihr Hals allemal nicht mehr aus! Denk doch auch mal an Jen, wenn du willst dass sich die Wunde entzündet, mach so weiter!" Seine Pupillen waren zu winzig kleinen Schlitzen verängt und seine Augenfarbe war von schwarz zu einem knallrot gewichen. Man konnte deutlich erkennen, dass er sich zusammenreißen musste, Dean nicht gleich mit einem Schlag dorthin zu schicken, wo Kreaturen wie Er seiner Meinung nach hingehörten.

Dean verengte die Augen ebenfalls zu Schlitzen und seine Pupillen schimmerten silbern. Die Worte des Dämons machten ihn aggressiv, sowieso war er in diesem Zustand sehr leicht reizbar, was Jen bestimmt wusste. "Ach ja? Und was denkst du, dagegen zu tun? Willst du mich umbringen? Nur zu, das haben schon einige einschließlich mir versucht." Seine Stimme war tief und knurrend, die Bedeutung seiner Worte verstand er erst im Nachhinein, denn sie kamen einfach aus ihm heraus. "Und eigentlich hast du hier überhaupt nichts verloren." Dass der Dämon damit, dass er sich eingemischt hatte, nur Jen geschadet hatte, konnte ihm ja nicht bewusst sein, doch Dean war nur aggressiver geworden und deshalb auch weniger vorsichtig. Er legte eine Hand in Jens Nacken und hob sie etwas hoch, dann biss er erneut in ihren Hals, um seinen Durst zu stillen, diesmal weniger gezielt.

,,Glaub mir, ich hätte die Macht dazu, dich auf der Stelle umzubringen.", knurrte der Dämon tief, konnte sich aber gerade noch zurückhalten, Dean nicht noch einmal zu schlagen. Hier im Hotel war es nicht sinnvoll, einen Kampf anzuzetteln. Allerdings auch nicht, eine fremde Matratze vollzubluten., dachte er genervt. Er verstand auch nicht, warum sich Jen die ganze Zeit aus dem Gespräch raushielt. Ihre Augen waren zwar ein bisschen müde, aber klar, weshalb der Dämon schließ dass sie nicht im Trance war. Doch als Dean wieder in ihren Hals biss, hielt sie ihm einen Gegenstand hin. Einen Kugelschreiber. Einen Kugelschreiber!? Verwirrt nahm er ihn und betrachtete ihn, da merkte er, was mit dem Gegenstand war. Er war aus Silber. Perfekt! Jen zwinkerte ihm zu, allerdings ohne zu lächeln, und der Dämon schnipste mit den Fingern an Deans Ohr. Noch bevor der Vampir gucken konnte, steckte er Ihm den Kugelschreiber im Nacken unter das Shirt des Süchtigen.

Dean hörte die Worte des Rothaarigen kaum noch, zu vertieft war er. Auch Jen's Bewegung bemerkte er nicht, bis ihm plötzlich ein stechender Schmerz den Rücken hinunter fuhr. Er ließ knurrend von Jen ab, stieß sich von der Matratze ab und richtete sich auf, das alles ging blitzschnell. Es fühlte sich an, als würde jemand ein glühendes Stück Eisen über seinen Rücken ziehen, und so wirkte Silber auch auf Vampire. Immernoch leicht berauscht griff er nach seinem Shirt, zog es über seinen Kopf und knüllte es zusammen, sodass der silberne Kugelschreiber auf den Boden fiel. Den anderen beiden schenkte er keine Beachtung, als er sich umdrehte und mit der Hand seinen Rücken abtastete. Man konnte deutlich sehen, wo das Silber seine Haut berührt hatte, denn dort hatte sich die Haut aufgelöst und eine unschöne Spur hinterlassen, noch dazu waren die Sprünge auf seinen Schultern noch nicht verheilt. "Ich hau ab." knurrte Dean und verließ das Zimmer, ohne Jen auch nur eines Blickes zu würdigen, er warf lediglich etwas Geld auf die Matratze, dass Jen nicht ganz verloren war. Die Tür knallte er lautstark hinter sich zu und im Flur blieb er stehen.

,,Dean!", rief Jen ihm vorsichtig nach, da war er schon weg. Wütend starrte sie den Dämon an, ihr Blick sagte deutlich: Das musste nicht sein. Dieser verstand aber nicht, was so schlimm war. Er grinste nur und zuckte mit den Schultern. ,,Naja, jetzt ist er weg.", sagte er gleichgültig und ließ sich zufrieden zurück aufs Bett fallen. Mit den Augen verfolgte er noch Jen, die aufstand und Dean nachlief. Er schüttelte den Kopf und schloss die Augen.

Draußen auf dem Flur traf Jen auf Dean. Langsam schloss sie die Tür hinter sich und ging noch einen Schritt auf ihn zu, dass sein Oberkörper frei war, beachtete sie nicht. ,,Dean -", setzte sie an, nach einer kurzen Pause des Schweigens fügte sie hinzu: ,,Es tut mir leid..."

Dean hörte nicht auf Jen's Ruf, ließ den aggressiven Blick durch den Flur gleiten und straffte die Schultern, als er dann das Geräusch der Tür vernahm, schnellte sein Blick nach oben zu Jen. Er hörte, wie sie seinen Namen aussprach, als würde es ihr leidtun, als würde... Sie etwas bereuen. Die Entschuldigung, die sie aussprach, bestätigte diese Annahme. Dean antwortete nicht, zog sein T-Shirt wieder über seinen Kopf und zischte, als der Stoff die Wunde am Rücken berührte, dann zupfte er noch einmal daran, bevor er Jen direkt in die Augen sah. "Ich komm gut alleine klar. Eigentlich dachte ich, ich müsste dich beschützen, aber du hast ja jetzt jemanden, der dich vor mir beschützt." Mehr sagte er nicht, mehr war auch nicht nötig. Würde man den Dean, der vor wenigen Tagen noch selbstbewusst durch das Schulgebäude gegangen ist, gefolgt von den Blicken einiger Bewunderer, mit dem Dean jetzt vergleichen, der innerlich zerbrochen und äusserlich zerschlagen vor einem Mädchen stand, das jemand anderen ausgewählt hatte, so würde man deutlich sehen, was die Sucht aus ihm gemacht hatte. Was er aus sich gemacht hatte... Was Jen aus ihm gemacht hatte.

Jen hob eine Hand, wollte Dean damit berühren, doch sie ließ sie wieder sinken. Zum einen hatte Dean ja recht - warum wusste sie aber auch nicht. Wenn sie nur Worte finden konnte, Worte, die ihn trösteten, aber sie fand sie nicht. Es gab keine Worte, die sie hätte sagen können. Zwischen ihnen stand etwas. Der Dämon war es nicht, allerdings verstärkte er diese Trennung noch viel mehr. Am liebsten würde Jen jetzt einfach gehen, so wie sie es vorhatte, oder einfach etwas tun, damit sie und Dean ein einfacheres Zusammensein führen könnten. Eins ohne diese Auseinandersetzungen. Eins ohne Deans ständigen Blutdurst und ohne irgendetwas zwischen ihnen. Wäre Dean doch nur kein Vampir - oder sie kein Mensch. Aber das konnte sie ja nicht ändern.

Dean starrte Jen kalt an, als sie einfach schwieg. Er schüttelte minimal den Kopf, wich einen Schritt zurück und zuckte mit dem Mundwinkel. "Bleib bei deinem Dämon, irgendwann hätte ich dich sowieso umgebracht." Mit 'Ich' meinte er nicht sich selbst, sondern seine Gegenwart. Es funktionierte einfach nicht, Vampir und Halbmensch, wie man sah. "Könnte ich nur anders sein... Ich wünschte, ich würde kein gottverdammtes bisschen fühlen." Bevor er sich abwand, legte er noch seine Hand an Jen's Kinn, brachte sie dazu, den Kopf leicht zu heben. Sein Blick galt ihren Augen und er erinnerte sich daran, wie sie ihn zurück ins Leben gerufen hatte. Wieder schüttelte er leicht den Kopf, bedachte die indirekte Anwesenheit des Dämons hinter der Tür, dann ließ er seine Hand sinken und fuhr sich selbst über den Sprung an seiner Wange, der bestimmt etwas Aufmerksamkeit bei den Menschen erregen würde. Aber gut, sollten sie ihn doch umbringen. Er wand sich zum gehen.

Als Dean ihr Kinn hob, sah sie ihm nur kurz in die Augen, schaute aber schnell wieder weg. Sie konnte es nicht ertragen, ihn so reden hören, geschweige denn ihn so zu sehen. Er war gebrochen, ja. Mittlerweile innerlich sowie äußerlich, und das wegen ihr. Dean drehte sich um, Jen schwieg jedoch, bekam es kaum mit. ,,Warte!", entfuhr es ihr dann, gefolgt von erneutem Schweigen. ,,Vielleicht... gibt es ja einen Weg..." Dass Dean glaubte, der Dämon könnte ihn ersetzen, kränkte sie. Sie musste ihm beweisen, dass es nicht so war, wie er dachte, und dafür würde sie alles tun - wenn sie könnte.

Der Dämon richtete sich auf. Ihm war etwas eingefallen, jedoch konnte er das jetzt nicht vor den anderen mitteilen. Oder? Dann Deans blödes Gesicht zu sehen wäre eine extrem große Freude. Er stellte sich vor, wie er einfach rausspazieren und die große Neuigkeit verkünden würde. Das würde dem Vampir den Rest geben - Jen aber leider auch. Ungeduldig setzte er sich in dem Bett auf und tippte mit den Fingern auf der Matratze herum. Sind die irgendwann auch mal fertig da draußen?

Dean knurrte nur leise. "Ach ja!? Welchen!?" meinte er genervt und spannte wieder die Schultern an. Ohne darüber nachzudenken, holte er aus und schlug mit voller Wucht gegen die Zimmertür ihres Zimmers, dann drehte er sich schnaubend zu Jen. "Der beste Weg ist für mich, zu verschwinden." Seine Augen funkelten aggressiv, als er Jen ansah. Er konnte hören, wie sich hinter den anderen Türen etwas regte, beachtete es jedoch nicht. Sein Rücken brannte weiterhin und er musterte kurz Jen's Hände, als befürchtete er, sie könnte ihn jeden Moment wieder mit Silber berühren. Generell wirkte der Vampir etwas nervöser als sonst, was aber nach vollziehbar war. "Sie weiß garnicht, wer der Dämon ist, und trotzdem vertraut sie ihm." Wieder entfuhr ihm ein Knurren.

Nein, ich sollte verschwinden.", wäre es Jen beinahe rausgerutscht, doch sie hielt es zurück. Stattdessen überlegte sie. ,,Vielleicht sollten wir... zu einem Zauberer oder so... oder einer Hexe..." Sie hielt kurz inne. ,,Oder zu einem Wahrsager." Aber Dean nahm nicht gerne fremde Hilfe an, das war ihr bewusst. Er löste seine Probleme selbst, auch wenn es für ihn oder andere das Ende bedeutete. Wenn er es allein nicht schaffte, war es für ihn wie eine Verletzung seines Images. Aber etwas anderes viel Jen nicht ein.

Dean schüttelte den Kopf auf ihre Vorschläge hin. "Was sollte ein Zauberer oder eine Hexe schon ausrichten? Vampire werden unter den Älteren gehasst, die noch an der Geschichte festhalten! Ausserdem wird mich wohl niemand davon befreien, nicht?" Er legte eine kurze Atempause ein in dem sein Blick sich sichtlich mit Verzweiflung und Wut füllte. "Und ein Wahrsager? Hah, soll der mir sagen wie ich in der Hölle lande? Nein, Süße, das will ich garnicht wissen." Er ließ die Worte nachklingen, bevor er wieder den Kopf schüttelte und Jen direkt in die Augen sah. Dass der Dämon sich noch nicht gemeldet hatte, wunderte ihn etwas, doch trotzdem war es wohl besser so - Trotzdem wählte Dean die schlechtere Variante. Zu schnell, als dass Jen ihn hätte aufhalten können, hatte er wieder das Zimmer betreten und war auf den Dämon zugegangen. Er packte ihn am Shirt, hob ihn leicht hoch und drückte ihn dann mit dem Rücken an die Wand, den Blick direkt in die seltsamen Augen des Namenlosen gerichtet. "Wenn du sie auch nur anrührst, bist du tot." Seine Stimme war voller Hass, als würde es gegen all seine Sinne widersprechen, Jen alleine mit dem Biest zu lassen, dabei war er ja derjenige, der Jen schädigte. "Klar?! Du wirst sie nicht anrühren." Ob Jen ihn hörte oder nicht, war ihm egal, der Dämon würde ihn sowieso bald umbringen oder er würde aus Aggression etwas Dummes tun, so oder so sah Dean für sich nur das Ende.

Der Dämon grinste nur gezwungen, griff Dean mit seinen Händen ebenfalls am Kragen und starrte hasserfüllt zurück. ,,Dasselbe könnte ich auch zu dir sagen.", knurrte er mit drohend leiser Stimme. Er entblößte seine spitzen Eckzähne - mit denen er zwar kein Blut saugte, es war einfach ein typisches Merkmal von Dämonen. Wenn Jen jetzt nicht reingekommen wäre, hätte er den Vampiren wahrscheinlich getötet - oder ihm wenigstens einen Denkzettel verpasst. Blöderweise meldete sich das Mädchen jetzt zu Wort. ,,Lasst das, ihr beiden, das bringt doch nichts!", rief Jen und eilte zu ihnen. ,,Dean!" Sie sah ihn bittend an, auch dem Dämonen warf sie so einen Blick zu. ,,Hört auf, bitte." Der Dämon sah sie nur kurz an, dann wieder zu Dean. ,,Willst du nicht auf deine Freundin hören?", fragte er spöttisch. ,,Oder ist sie nicht doch nur deine Beute?"

Dean zeigte ebenfalls seine strahlend weißen Zähne, als der Dämon die Zähne bleckte. Er konnte hören, wie Jen das Zimmer leider viel zu früh betrat, starrte den Dämon jedoch noch ein paar Herzschläge vernichtend an, bevor er kurz zu Jen sah. Natürlich verlangte sie, dass die beiden aufhörten, doch irgendwie war Dean gerade nicht danach, Ruhe zu geben - oder? Würde er nicht sowieso verschwinden? Als der Dämon dann wieder das Wort an ihn richtete, knurrte er tief aus der Kehle. "Das geht dich garnichts an." meinte er schlicht und einfach, gleichzeitig drohend. Er wusste es selbst nicht, zu verwirrt war er, und zu abhängig. Wüsste er, dass er ihr Blut nicht brauchte, würde er dann auch so reagieren?
"Ja, würdest du." gab er sich selbst die Antwort.

,,Ach ja!?", erwiderte der Dämon nur leise, ließ Dean dann aber ruckartig los. Sein verhasster Blick, mit dem er den Vampir aber immer noch anstarrte, blieb allerdings. Plötzlich erstarrte sein Blick und fixierte einen Punkt an der Wand. Jen sah ihn verwirrt an, bevor sie noch etwas sagen konnte und beobachtete alles. Langsam drehte der Dämon sich wieder zu Dean und Jen um, sein Blick erschrocken und seine Augenfarbe blass. Mit den Lippen formte er einiges Mal ein Wort, bis er seine Stimme zurückgefunden hatte. "Ein Engel"

Dean rümpfte die Nase und wollte schon angreifen, als der Rothaarige plötzlich losließ und sein Blick erstarrte. Verwirrt kniff Dean ein Auge zusammen, warf einen Blick zu Jen, die jedoch genauso verwirrt aussah, dann sah er zurück zu dem Erstarrten und versuchte, zu verstehen, was denn in diesen gefahren war. Das Wort, welches er stumm aussprach, kam Dean unrealistisch vor und er redete sich einfach ein, ihn falsch verstanden zu haben.

Der Raum war etwas klein, trotzdem konnte Ambryal problemlos auftauchen. Sie ließ den ruhigen Blick über die Anwesenden schweifen, fixierte jeden einzelnen ein paar Sekunden lang mit dem Blick, bis sie das Gesicht des Dämons sah, nach dem sie gesucht hatte. Es war ungewohnt, in einer menschlichen Hülle vor ihm zu stehen, trotzdem fühlte sich die Engelin des Schutzes stark und wusste, dass der Herr nicht umsonst sie geschickt hatte. Es war ihr Auftrag, seid jeher war sie es, die Böses vertrieb, um die Menschen zu schützen - Nur dass die sie eben nicht sehen konnte, Pech nur, dass niemand der hier anwesenden ein Mensch war. Ihre Hülle war jung, voller Energie und wach, hatte also eine starke Ausstrahlung, noch dazu strahlte der Engel eine starke Aura aus. "Kubera." sagte sie mit melodischer Stimme, die Engelsklinge in der rechten Hand.
Deshalb war sie hier, um den Dämon zu töten.

Blitzartig drehte der Dämon sich um und starrte die Person an, die neu im Raum stand. Er ging einen Schritt zurück und lächelte vorsichtig, dass Dean und Jen auch noch da waren, vergaß er. ,,A-A-Ambryal... W-Was machst du denn hier?"

Jen drehte sich überrascht um und sah sich einer hübschen, jungen Frau gegenüber. Das ist also ein Engel., dachte sie. Engel gab es an der Schule, die sie und Dean besucht haben, nämlich nicht. Ihr Blick wanderte zu der Waffe in ihrer Hand. Es war offensichtlich, dass der Engel nicht zum gut plauschen hergekommen war, was man auch an der Reaktion des Dämons schließen konnte, der sehr offensichtlich Kubera hieß.

Dean starrte die junge Frau an, dann trat er einen Schritt von dem Dämon weg, auf Jen zu. Automatisch stellte er sich etwas vor sie, nur zur Sicherheit, denn trauen konnte man so ziemlich niemanden, auch wenn die Person ein Engel war. Zwar kannte er Engel nur aus Erzählungen, wusste, dass sie unterschiendlich wie Wind und Wetter waren und dass sie meist eher selten auf die Erde kamen. Dass sie keine Flügel hatte, wunderte ihn etwas, jedoch blieb er stumm und starrte die Engelin und Kubera forschend an.

Amryal regte sich nicht, als Kubera zurückwich, auch, dass der Vampir sich von ihr entfernte, beachtete sie nicht. In dem Blick ihrer braunen Augen schimmerte Güte, gleichzeitig jedoch auch Grausamkeit. "Der Herr hat mich geschickt." erklärte sie mit sanfter Stimme und einem warmen Lächeln auf den Lippen, dann ließ sie den Blick zu Jennifer und Dean gleiten. "Ich spüre deine Präsenz, Mädchen." sagte sie leise und doch füllte ihre helle, sanfte Stimme den gesamten Raum. Sie drehte sich von dem Dämon weg, richtete den Blick auf Jennifer und beachtete den Vampir nicht, der sie scheinbar beschützte. "Es hieß, ich solle mich vor jemandem in Acht nehmen, der mehr kann, als er zu wissen scheint." Ein leises Seufzen entfuhr ihr und ihr Blick füllte sich mit Mitgefühl, dann schüttelte sie den Kopf, als wolle sie die Gedanken abschütteln. Wieder drehte sie sich geräuschlos um, blickte den Dämon an und trat auf ihn zu, dann legte sie die Hand an seine Wange, die Klinge zielte auf sein Herz. "Es wird nicht leicht für dich, Kubera." flüsterte sie und setzte dazu an, den Druck auf die Klinge zu verstärken. Wärme strömte von ihrer Hand aus, normalerweise hatte diese eine beruhigende, fast einlullende Wirkung, ob es bei Dämonen auch so wirkte, lag immer an dem Dämon selbst.

Kubera starrte sie immer noch nervös lächelnd an, dann wanderte sein Blick zu der heiligen Waffe in ihrer Hand. ,,Damit sollte man vorsichtig umgehen, Ambryal. D-Du könntest jemanden verletzen..." Er zischte, als die Waffe ihn berührte. "Heilig" und "dämonisch" vertruen sich nicht, und das musste Kubera nun am eigenen Leib erfahren, denn die Kraft der Engelsklinge wirkte auf ihn wie bei Weihwasser. Sollte Ambyal wirklich zustechen, wäre es aus mit ihm.

Jen merkte nicht wirklich, wie sich Dean vor sie schob. Sie war zu sehr von dem Geschehen gefesselt. Als der Engel Ambryal Kubera nun das Messer an die Stelle ansetzte, wo sein Herz war - oder wäre -, machte sie einen Schritt vor Dean. ,,Wartet, warum wollt ihr ihn denn töten?" Wenn es um seine bloße Anwesenheit galt - er tat doch niemanden was!